Projekte
Momentum
Mein Freund, der Baum (Doris Nefedov, alias Alexandra)
Die Installation zeigt zwei halbierte Baumstämme, die schon von Efeuranken in Besitz genommen wurden. Sie stehen sinnbildlich für den kranken Wald.
In früheren Zeiten wurde der Wald als ein bedrohlicher und dunkler Ort wahrgenommen. Seit der Romantik ist er zu einem Sehnsuchtsort geworden. Risse bekommt dieses Bild, wenn wir mit der Realität von abgestorbenen und zerstörten Wäldern konfrontiert werden. Aber nicht dieser verstörende Anblick soll uns nachdenklich machen, sondern, dass der Wald ein lebendiger Organismus ist, der ein komplexes ökologisches System darstellt.
Von den Bodenorganismen mit dem Mykorrhiza Geflecht, den Hornmilben und bis in die Baumkronen, die Sauerstoff produzieren, ist er eine Einheit.
Als weitere Aufgabe reguliert der Wald die Temperatur und die Feuchtigkeit und ist für unser Klima und die Menschen lebensnotwendig. Es soll ein Appell für zukunftsträchtige und nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder sein.
Schichtungen im Anthropozän
Das Anthropozän ist ein Begriff, der die aktuelle geologische Epoche beschreibt, in der der menschliche Einfluss auf die Erde und ihre Ökosysteme dominant ist. Dieser Einfluss hat zu einer Zerstörung von Lebensräumen, einer Verschmutzung der Umwelt durch Plastik und andere Abfälle sowie zu einer Veränderung des Klimas geführt. In 10.000 Jahren werden diese Auswirkungen noch immer in der Erde zu finden sein, unter anderem auch angereichert durch hochgiftige Abfälle.
Der gedeckte Tisch
Kooperation ist ein besserer Weg als Konkurrenz
Die Porzellan Installation soll die gesellschaftliche Schieflage mit künstlerischen Mitteln darstellen. Die Situation bei der nur ein Teller auf dem Tisch benutzt wurde ist ein Bild dafür, dass:“ Wenige viel und viele wenig haben“.
Die Stühle am gedeckten Tisch stellten die ungleiche wirtschaftliche Situation in Europa dar. Sie sind zueinander in der Höhe angepasst, im Verhältnis des pro Kopf Einkommens der Länder.
Die heutige Ökonomie ist ausgerichtet auf Profitstreben und Konkurrenzkampf. In der experimentellen Studie mit Namen Bauernfabel wird beschrieben, dass Zusammenlegen und Teilen kein Nullsummenspiel sind. Kooperation führt zu mehr allgemeinem Wohlstand und weniger Arbeit bei geringerem Ressourcenverbrauch.
Die westlichen Gesellschaften bauen darauf, dass jeder für sich selbst sorgt, soweit er dazu im Stande ist. Laut klassischer Ökonomie entstehen allgemeines Wachstum und mehr Wohlstand, wenn jede und jeder sich noch mehr anstrengt oder neue Technologien die Produktivität steigern. In der Realität zeigt sich aber, dass die Gesamtbevölkerung von dem Mehrwert immer weniger profitiert. Dabei gibt es Modelle die beweisen, dass kooperatives Handeln ein höheres Gesamtvolumen erwirtschaftet als eigenständiges Handeln. Bei dem Kooperationsprinzip wird das Gesamtwachstum bei gleicher Anstrengung und ohne neue Technik erreicht wenn wir Ressourcen und Gewinne besser verteilen. Das Zusammenlegen und Teilen auf der Basis von Freiwilligkeit und Akzeptanz der Verschiedenheit minimiert die Risiken und steigert den Wohlstand, an dem dann alle teilhaben.
Weitere Literatur zu dem Thema:
Solidarische-Landwirtschaft.Org
gemuesegarten-hoxhohl.de
forum-seitenstetten.net ( Bauernfabel )
lml.org.uk
ansteckendsolidarisch.de
Transit:“So weit die Füße tragen“
Die Installation: „So weit die Füße tragen“ hat ihren Titel von einer Fernsehserie aus den 60 Jahren des letzten Jahrhunderts. Thematisiert wird die Flucht eines Kriegsgefangenen aus einem russischen Lager in der Taiga. In den Familien, bei Freunden und in der Gesellschaft wurde unsere Generation der Nachkriegsgeborenen oft mit Berichten über Kriegserlebnisse, Fluchttrauma und Kriegsgefangenschaft konfrontiert. Es gehörte zur Familiengeschichte die Erlebnisse und Ereignisse des Zweiten Weltkriegs aus der persönlichen Wahrnehmung und Betroffenheit zu manifestieren. Die traumatischen Erlebnisse hatten transgenerationale Wirkungen. Für mich war der Birkenwald ein Synonym für Flucht und Vertreibung. Exemplarisch sollte er stehen für die heutige Flüchtlingsbewegung in ihren Einzelschicksalen.
Text: Joachim Henkel
Die Summe der Teile ist das Ganze
In der heutigen Zeit wo Egomanie und Ausgrenzung salonfähig geworden sind, steht die eigene Interessensgruppe im Vordergrund. Die Dinge werden nur aus der eigenen Perspektive und der momentanen Befindlichkeit gesehen und mit den Schlagwörtern wir sind das Volk oder „Me first“ werden sie artikuliert. Der Blick für das Ganze ist getrübt und nur aus dem aktuellen Augenblick heraus wird gehandelt aber nicht vom Ende her gedacht. Dabei ist der kulturelle Austausch schon immer eine Bereicherung und fördert den Fortschritt. Sich zu isolieren und sich abzuschotten führt zum Stillstand und letztlich zu einem Rückschritt. Wenn die richtige Balance zwischen den unterschiedlichen Gruppen und Interessen stimmt, dass ist es ein furchtbares Miteinander. Kulturelle Vielfalt ist keine Einschränkung sondern eine Bereicherung. Jedes Teil ist dann ein wertvolles Element und in der Summe bilden sie dann das Ganze.
Text. Joachim Henkel
„Ich bin“
Für Jugendliche ist es cool von sich selbst Fotos zu machen. Allgemein „Selfies“ genannt.
Sie wollen posen und sich in Szene setzen. Immer ein neues Bild von sich inszenieren. In dem Zyklus „Ich bin“ wird das thematisiert. Dreimal die gleiche Person ist zu sehen. Dargestellt wird das Portrait einer jungen Frau durch ungefestigten Laserdruck auf Keramik. Vorgelagert ist eine Cynotypie beschichtete Glasscheibe. Obwohl das Foto immer gleich ist, erscheinen durch die amorphen Strukturen der Scheibe die Gesichtszüge immer wieder anders. Der Ausdruck ändert sich. Mal scheint sie zu lächeln, mal ist sie traurig und mal scheint sie zu explodieren. Analog dazu scheinen auch im menschlichen Bereich soziale Glasscheiben zu existieren. Bei einem Vorstellungsgespräch werden wir ein anderes Bild von uns geben wie am Abend beim geselligen Zusammensein mit Freunden. Für jede Gelegenheit das passende Gesicht. Dafür haben wir viele Gründe. Wir wollen uns schützen, wir wollen mehr sein als wir sind, wir wollen nicht auffallen und ein Bild nach außen zeigen das wir gerne von uns hätten. Aber wer sieht unser wahres Ich (gibt es das überhaupt). Bleibt die Frage: Wer bin ich wirklich? Kann ich so sein wie ich bin ohne mich mit anderen zu vergleichen in einer Gesellschaft die immer angepasstere und gleichförmigere Menschen entstehen lässt?